11.04.2023
Arbeiten mit Mensch und Tier: Die Ausbildung zur Reitpädagogin
Wiltrud Zureck ist 45 Jahre alt und arbeitet als ausgebildete Reitpädagogin auf dem Krümelhof in Augsburg. Mit fünf Jahren hat sie mit dem Reiten begonnen und seit sie 15 ist besitzt sie eigene Pferde. Vor ihrer Ausbildung zur Reitpädagogin war Wiltrud Zureck im Einzelhandel tätig. Inzwischen bringt sie in ihrem Traumjob die Leidenschaft für Tiere und die Arbeit mit Menschen zusammen. Im Interview berichtet die Reitpädagogin über ihren Berufsalltag auf dem Krümelhof.
Was genau ist der Krümelhof?
Wiltrud Zureck: Der Krümelhof ist eine Einrichtung, die unter dem Ansatz der tiergestützten Pädagogik arbeitet. Dabei handelt es sich um einen durch Tiere begleiteten pädagogischen Erziehungs- und Förderansatz, bei dem Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung durch den intensiven Kontakt zu Tieren gefördert werden. Auf dem Krümelhof bieten wir Kindern mit und ohne psychische oder physische Einschränkungen in Einzel- oder Gruppenstunden tiergestützte Interaktionen an. Zu unseren Klient:innen gehören beispielsweise Kinder und junge Erwachsene mit ADHS, Autismus, Opfer sexueller oder häuslicher Gewalt. Außerdem bieten wir auch Hilfe bei der Verarbeitung von Traumata an.
Wie sieht der Arbeitsalltag nach der Ausbildung zur Reitpädagogin aus?
Wiltrud Zureck: Mein Arbeitsalltag setzt sich aus ganz verschiedenen Aufgabenbereichen zusammen. Vormittags beschäftige ich mich hauptsächlich mit der Tierpflege und dem Tiertraining, weil wir in dieser Zeit eher weniger Kundenkontakte haben. Ich reite zum Beispiel die Pferde Korrektur, mache Schrecktraining, longiere, oder betreue die verschiedenen Tiere beim Hufschmied oder Tierarzt. Zu meinen Aufgaben gehört es außerdem, regelmäßig Seniorenheime zu besuchen. Hier bringe ich meistens Kleintiere wie Kaninchen, Meerschweinchen oder Hühner mit. Vormittags kommen auch oft Kindergartengruppen oder Schulklassen zu uns.
Nachmittags finden die Einzelstunden und die Zweier- oder Vierer-AGs statt. Meistens bespreche ich mit den Kindern zu Beginn der Stunde, was wir zusammen machen werden. In den AGs bringe ich den Kindern aber auch spielerisch das Reiten bei oder ermögliche im Rahmen der Bauernhof-AGs den Umgang mit verschiedenen Tieren. Die tiergestützte Therapie und Pädagogik findet immer in Einzelsettings statt. Hier dienen die Tiere hauptsächlich als Bindeglied zwischen der Therapeutin oder Pädagogin und den Patient:innen. Reittiere werden beispielsweise hauptsächlich zum „Nachnähren“ und „Getragen werden“ eingesetzt.
Welche Fähigkeiten werden für die Ausbildung zur Reitpädagogin benötigt?
Wiltrud Zureck: Man muss auf jeden Fall kontaktfreudig sein und sich auf die Probleme von verschiedenen Menschen einlassen können. Es gehört auch dazu, Empathie aufzubringen, also sich in Situationen der Klienten einfühlen zu können. Meiner Meinung nach braucht es für die Ausbildung zur Reitpädagogin auch ein gewisses Maß an Lebenserfahrung. Es ist wichtig zu wissen, wie man mit speziellen Situationen umgehen muss.
Gibt es Herausforderungen in Ihrem Arbeitsalltag?
Wiltrud Zureck: Herausforderungen gibt es eigentlich jeden Tag, weil auch die Kinder und Klient:innen mit unterschiedlichen Problemen und Verfassungen zu mir kommen. Da muss ich flexibel bleiben und die Therapiestunden individuell an die Bedürfnisse der Klient:innen anpassen. Das bedeutet manchmal, dass wir zum Beispiel nur Kaninchen füttern und streicheln. Der Tierkontakt erleichtert es den Klient:innen oftmals, mit mir über ihre Probleme zu sprechen. Häufig berichten sie, dass es ihnen nach der Therapiestunde viel besser geht.
Was macht den Job für Sie besonders?
Wiltrud Zureck: Für mich ist es einfach der tägliche Umgang mit den Tieren und Klient:innen, der den Beruf besonders macht. Jeder Tag sieht anders aus und ich arbeite auf dem Krümelhof mit einem ganz tollen Team zusammen. Es ist das Komplettpaket, also die Kombination aus dem Tiertraining, den Besuchen im Seniorenheim und die Arbeit mit den Kindern. Dadurch ist immer sehr viel Abwechslung da, was den Job für mich zu einem Traumjob macht. Außerdem gibt es zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten in diesem Beruf. So möchte ich nächstes Jahr gerne die Weiterbildung zur Reittherapeutin beginnen und meinen Pferdewirt machen.
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