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21.12.2022

Hilfe zur Selbsthilfe: Eine Diplom-Pädagogin im Einsatz

Was ist das Ellinor-Holland-Haus und wer wohnt dort?

Iris Bürgel: Das Ellinor-Holland-Haus gehört zur Stiftung Kartei der Not, dem Leserhilfswerk der Augsburger Allgemeinen und des Allgäuer Zeitungsverlages. Es wurde 2016 zum Zweck erbaut, Menschen in unverschuldeten Notlagen ein Zuhause zu bieten. Innerhalb von drei Jahren helfen wir als pädagogisches Team den Bewohner:innen dabei, zurück in ein selbstbestimmtes Leben zu finden.

Ganz generell: Worum geht es bei Ihrem Beruf als Diplom-Pädagogin?

Iris Bürgel: Im Ellinor-Holland-Haus arbeite ich gemeinsam mit meinen drei Kolleginnen in einem pädagogischen Team. Wir begleiten Menschen aus unterschiedlichen schwierigen Lebenssituationen mit unseren pädagogischen Fähigkeiten und Methoden. Zum Beispiel bieten wir individuelle Einzelfallbearbeitungen, Gruppenarbeiten oder Großgruppenmoderationen an. Mit diesen unterschiedlichen Werkzeugen versuchen wir die Menschen dabei zu unterstützen, ihre eigenen Ziele zu erreichen.

Wie sind Sie zu ihrer Arbeit als Diplom-Pädagogin im Ellinor-Holland-Haus gekommen?

Iris Bürgel: Ich habe für mich festgestellt, dass ich gerne mit Menschen arbeite und sie durch meine Fähigkeiten in ihrem Leben unterstützen und fördern kann. Es gefällt mir sehr gut, den Menschen in einer unverschuldeten Notlage das nötige Selbstbewusstsein zu vermitteln, um ihren eigenen Weg zu gehen. Es hat mich aber auch schon immer interessiert zu verstehen, warum Menschen in so eine Notlage geraten.

Mit welchen Aufgaben beschäftigen Sie sich in Ihrem Job?

Iris Bürgel: In unserer Arbeit im pädagogischen Team führen wir regelmäßig Beratungs- und Planungsgespräche mit den Bewohner:innen. Dabei gibt es fünf Zielbereiche, durch welche die Menschen in ein eigenständiges Leben zurückfinden sollen. Das umfasst ein stabiles finanzielles Einkommen, eine berufliche Ausbildung, psychische Stabilität, Erziehungskompetenzen und kulturelle Anbindungen. Wir unterstützen die Bewohner:innen zum Beispiel bei der Ausbildungssuche oder Alleinerziehende bei der Erziehungsarbeit. Außerdem helfen wir, Freizeitgestaltungen oder bei Bedarf psychische Unterstützungsangebote zu finden.

Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag im Ellinor-Holland-Haus in Augsburg aus?

Iris Bürgel: Ein Arbeitsalltag im Ellinor-Holland-Haus ist total abwechslungsreich und kein Tag gleicht hier dem anderen. Wir treffen uns regelmäßig mit den Bewohner:innen, aber haben keinen direkten Zugang zu den 28 Wohnungen. Wenn es Probleme oder Unterstützungsbedarf gibt, kommen die Menschen zu uns ins Büro. Gleichzeitig bieten wir aber auch Workshops, Angebote für Kinder oder Gruppentreffen an. Der Tagesablauf ist deshalb auch ganz unterschiedlich. Wir springen in jede individuelle Notlage rein. Das kann zum Beispiel sein, wenn jemand einen Antrag nicht lesen kann, aber auch, wenn ein Kind nicht zur Schule kommen kann, weil der Busfahrer es vergessen hat.

Welche Herausforderungen kommen in Ihrer Arbeit als Diplom-Pädagogin auf Sie zu?

Iris Bürgel: Bei uns wohnen viele Menschen aus ganz unterschiedlichen Ländern und Lebenslagen. Die größte Herausforderung zurzeit ist die Lage auf dem Augsburger Wohnungsmarkt. Nachdem die Bewohner:innen bei uns drei Jahre einen guten Weg gegangen sind und ihre Ziele erreicht haben, ist es frustrierend, wenn sie keine Wohnung finden können. Es ist aber auch eine Herausforderung im pädagogischen Alltag, Alleinerziehende in eine Ausbildung zu bringen. Denn auch die Suche nach Kindertagesstätten und Betreuungsangeboten ist sehr schwierig.

Welche Fähigkeiten und Charaktereigenschaften sind für den Beruf wichtig?

Iris Bürgel: Man muss auf jeden Fall empathisch sein und Freude an der Arbeit mit Menschen mitbringen. Außerdem ist es wichtig strukturiert zu sein und flexibel handeln zu können. Ich kann nicht sagen, wie man auf eine Situation richtig oder falsch reagiert. Das ergibt sich immer erst aus dem Tun heraus und als Diplom-Pädagog:in darf man auch nicht vor den Problemen und Fragen der Menschen zurückschrecken.

Was ist das Besondere an Ihrer Arbeit?

Iris Bürgel: Ich liebe die Zusammenarbeit mit meinem Team und mit den Bewohner:innen des Hauses. Ich finde jede Familie, die bei uns wohnt, ist ganz besonders. Ich bewundere auch den Mut, den die Menschen aufbringen, um aus sehr schwierigen Situationen wieder ins selbstbestimmte Leben zurückzufinden. Es ist etwas sehr Schönes, diese Menschen auf ihrem Weg begleiten und unterstützen zu dürfen.

Weihnachten steht kurz vor der Tür. Wie wird im Ellinor-Holland-Haus gefeiert?

Iris Bürgel: Das pädagogische Team ist an den Feiertagen nicht vor Ort, weil wir ja kein vollstationäres Haus sind. Aber natürlich gibt es bei uns im Vorhinein eine kleine gemeinsame Weihnachtsfeier. Wir haben tolle Kooperationspartner:innen, die auch regelmäßig spenden. Da freuen sich besonders die Kinder über die kleinen Geschenke. Im Ellinor-Holland-Haus schauen wir, dass die Bewohner:innen sich kennenlernen, austauschen und sich gegenseitig unterstützen. So kommt es vor, dass die Bewohner:innen zusammen feiern, damit am Ende auch an Weihnachten niemand allein ist.

 

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