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Foto: Anette Vedder

11.06.2024

Vom Botanischen Garten bis zu Augsburgs Parks: Die Arbeit als Botaniker:in

Nach ihrem Biologiestudium war Anette Vedder bereits viele Jahre als Diplombiologin im öffentlichen Dienst tätig – zunächst allerdings in einer kleineren Kommune. Mittlerweile arbeitet sie als Botanikerin und Amtsleiterin für Grünordnung, Naturschutz und Friedhofswesen in Augsburg. Dazu gehört auch der Botanische Garten, der sie an der Stadt Augsburg besonders angesprochen hat. Im Interview stellt sie die dortigen Ausbildungsmöglichkeiten vor, erzählt von den Hürden des Biologiestudiums und verrät, was ihr an ihrem Beruf am meisten Freude bereitet.

Welche Ausbildungs- oder Berufsmöglichkeiten sind beim Botanischen Garten in Augsburg geboten?

Als Biologin im öffentlichen Dienst in einer Kommune zu arbeiten, ist nicht ganz so einfach, weil die Stellen relativ begrenzt sind. Das lässt sich auch an der Belegschaft bei uns im Amt erkennen: Von insgesamt 344 Mitarbeitenden sind lediglich zwei Biolog:innen. Wir bieten neben der Arbeit als Botaniker:in außerdem noch viele andere Arbeitsmöglichkeiten an, auch ohne Studium. Beispielsweise können sich junge Menschen bei uns zum/zur Zierpflanzengärtner:in oder Garten-und Landschaftsbauer:in ausbilden lassen. Doch auch Geograph:innen und Landschaftsarchitekt:innen sind bei uns beschäftigt. Zudem gibt es in der Grünflächenverwaltung natürlich auch Verwaltungsangestellte. Ein relativ neues Berufsbild bei uns ist die Arbeit als Baumpfleger:in und Biotoppfleger:in. Diesen Beruf können Gärtner:innen erlernen, wenn sie spezielle Baumpflege-Lehrgänge belegen und sich weiterbilden.

Welche Eigenschaften muss ich mitbringen, um als Botaniker:in zu arbeiten?

Für den Beruf als Botaniker:in ist ein Studium die Voraussetzung. Ich selbst habe beispielsweise Biologie mit dem Schwerpunkt Vegetationskunde in Göttingen studiert. Besonders wichtig für diesen Studiengang: eine sehr gute Lernbereitschaft, ein fittes Gedächtnis, Ehrgeiz und Ausdauer. Man sollte sprachlich einigermaßen talentiert sein, insbesondere was die englische Sprache anbelangt. Denn viele Veröffentlichungen sind heutzutage nur noch auf Englisch zu finden. in den ersten Semestern befasst sich das Grundstudium außerdem viel mit Physik, Mathe und vor allem Chemie. Den meisten ist dies vorher gar nicht bewusst - schließlich ist Biologie die Lehre des Lebendigen. Aber dazu zählt eben auch die tote Materie, aus der sich das Lebendige zusammensetzt. Und für die Arbeit als Botaniker:in ist es wichtig, beides zu verstehen.

Was gefällt Ihnen an der Arbeit als Botaniker:in?

Am liebsten mag ich an meinem Beruf die Vielseitigkeit – jeder Tag bringt Abwechslung, das ist fast nicht zu toppen. Außerdem finde ich es schön, dass ich ab und zu auch mal Außentermine wahrnehmen darf. Ich komme gelegentlich raus in die Natur, in die Landschaft. So hat meine Berufstätigkeit auch immer einen praktischen Bezug. Das finde ich superspannend.

Was fordert Sie besonders heraus?

In Bezug auf das Studium fand ich zu Beginn insbesondere Mathematik, Physik und das chemische Praktikum sehr fordernd. Deshalb wäre mein Appell an junge Menschen, die als Botaniker:innen arbeiten wollen: Lasst euch nicht entmutigen! Das Studium hat es zwar in sich, aber wer das Ziel vor Augen behält und genug Ehrgeiz zeigt, kann es schaffen.

Eine weitere Herausforderung bei der Jobsuche: Passende Stellen für Biolog:innen und Botaniker:innen sind, wie bereits erwähnt, nicht immer so leicht zu finden. Gerade in der Anfangsphase erfordert dies mitunter sehr viel Geduld.

Liegt Ihnen sonst noch etwas am Herzen?

Was ich gerne noch ansprechen würde: Das Thema Frauen im Beruf. Vor 30 Jahren hat sich für mich als Botanikerin auf Stellensuche eine Hürde nach der anderen aufgetan. Es hat sich als sehr schwierig erwiesen, überhaupt an interessante Stellen zu kommen – eben auch, weil meine Generation in Bezug auf Frauen in der Naturwissenschaft noch viel mehr mit Vorurteilen zu kämpfen hatte als heutzutage. Gerade Führungspositionen waren für Frauen, insbesondere Frauen mit Kindern, besonders schwer zu erreichen. Dieses Thema ist auch heute noch sehr wichtig und natürlich keineswegs auf mein Berufsfeld beschränkt. Zwar hat sich in den letzten Jahrzehnten einiges getan – so gibt es viel mehr Möglichkeiten zur Kinderbetreuung, die es berufstätigen Müttern etwas leichter machen. Trotz allem haben Frauen in der Arbeitswelt auch heute noch mit vielen Ungerechtigkeiten zu kämpfen, egal in welcher Branche. Deshalb noch einmal ein Appell an junge Frauen, die an Biologie und Botanik interessiert sind: Lasst euch nicht unterkriegen! Es gibt Wege, sich beruflich weiterzuentwickeln – und Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen.

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