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13.02.2023

Zwischen Aktenstapeln und Angeklagten: Ausbildung in der Justiz

Spannende Rechtsfälle bearbeiten und dabei sein, wenn darüber entschieden wird, welche Partei bei einem Streitfall im Recht ist. Einen Beruf in der Justiz verbinden viele mit einem anspruchsvollen Jurastudium, bei dem es erst nach einigen Semestern an der Universität in den praktischen Berufsalltag geht. Das muss aber nicht sein. Denn wer sich für die Arbeit mit Rechtsfällen interessiert, kann auch nach einer zweijährigen Ausbildung in einem Gericht angestellt werden. Oliver Albustin ist 24 Jahre alt und seit etwa viereinhalb Jahren als Justizfachwirt im Amtsgericht Augsburg tätig. Im Interview berichtet er über den Berufsalltag zwischen Aktenstapeln und aufregenden Gerichtsverhandlungen.

Wie sind Sie zu Ihrer Ausbildung in der Justiz gekommen?

Oliver Albustin: Tatsächlich wusste ich lange gar nicht, dass es den Beruf überhaupt gibt. In der achten Klasse habe ich dann ein Schülerpraktikum im Amtsgericht Augsburg absolviert und schnell gemerkt, dass mir der Job sehr gut gefällt. Deshalb habe ich mich danach für die Ausbildung zum Justizfachwirt beworben und sie dann im September 2018 erfolgreich abgeschlossen.

Im Vergleich zu Richter:innen und Staatsanwält:innen ist der Beruf des Justizfachwirts eher unbekannt. Worum geht es in diesem Job?

Oliver Albustin: Als Justizfachwirt:in arbeitet man im Team mit Richter:innen, Staatsanwält:innen, Rechtspfleger:innen und anderen Mitarbeitenden der Geschäftsstellen zusammen. Im Grunde verwalten Justizfachwirt:innen hauptsächlich die Geschäftsstelle in einem Gericht. Sie führen zum Beispiel Verfügungen aus, geben Beschlüsse und Urteile heraus, kümmern sich um die Post oder führen das Protokoll während einer Gerichtsverhandlung.

Wie sehen Ihre Aufgaben in Ihrem Berufsalltag aus?

Oliver Albustin: In meinem Beruf beschäftige ich mich hauptsächlich mit der Zeugenentschädigung. Dreimal am Tag bekommen wir in der Entschädigungsstelle Akten gebracht, die wir dann bearbeiten müssen. Außerdem haben wir ganztags für den Parteiverkehr geöffnet. Dabei kommen Zeug:innen nach der Verhandlung mit ihren Entschädigungsanträgen zu uns in die Entschädigungsstelle. Ich berechne dann die Zeugenentschädigung und fülle die Anträge gegebenenfalls gemeinsam mit den Zeug:innen aus.

Welche Fähigkeiten werden für die Ausbildung in der Justiz benötigt?

Oliver Albustin: Voraussetzung für die Ausbildung in der Justiz ist zunächst das Bestehen des LPA-Tests (Zentrales Auswahlverfahren des bayrischen Landespersonalausschusses). Wichtig sind außerdem gute Deutschkenntnisse, man sollte sorgfältig und genau arbeiten können, verschwiegen sein und auch die Gesetze gut verstehen und anwenden können. Um die Protokolle während der Verhandlungen zu führen, ist außerdem ein Nachweis der Schreibgeschwindigkeit am Computer notwendig. Einstellungsvoraussetzung ist das Erreichen von 1.800 Tastenanschlägen in zehn Minuten.

Gibt es Herausforderungen, die in Ihrem Berufsalltag auf Sie zukommen?

Oliver Albustin: Es gibt bei uns auch eilige Verfahren, beispielsweise einstweilige Verfügungen oder freiheitsentziehende Maßnahmen. Diese müssen dann vorrangig bearbeitet werden, weshalb die anderen Aufgaben dann hintenangestellt werden müssen. Als Justizfachwirt bin ich außerdem das Bindeglied zwischen den Bürger:innen und der Rechtssprechung. Manchmal ist es dabei gar nicht so einfach, den Bürger:innen die rechtliche Angelegenheit so zu erklären, dass sie diese auch verstehen.

Das Verwalten von Akten hört sich vielleicht erst einmal nach einem eintönigen Bürojob an. Wieso ist die Ausbildung in der Justiz dennoch spannend und lohnenswert?

Oliver Albustin: Besonders spannend ist für mich die Vielschichtigkeit im Amtsgericht. Hier sitzen viele verschiede Abteilungen, beispielsweise das Registergericht, die Zwangsvollstreckung und das Familiengericht. Gerade beim Protokollführen ist es möglich, auch die Personen hinter den Akten zu sehen und sich damit den ganzen Rechtsfall zu veranschaulichen. Für mich ist außerdem wichtig, dass die Ausbildung in der Justiz zukunftssicher ist und die Verbeamtung einige Vorteile mit sich bringt.

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