13.03.2023
Gesunde Führung: Interview mit Dr. Michaela Simon
Dr. Michaela Simon ist CEO des Augsburger Beratungsunternehmens Dr. Simon und Partner. Seit 20 Jahren bietet die Expertin für gesunde Personal- und Organisationsentwicklung Seminare, Workshops, Trainings und Vorträge dazu an, wie Unternehmen einen guten Rahmen schaffen können, damit die Mitarbeitenden gesund bleiben und engagiert arbeiten wollen. Dabei stehen Themen wie gesundes Arbeiten, die Motivation und das psychische Wohlbefinden der Mitarbeitenden im Fokus.
Gesunde Führung – darauf kommt es an
„Kommunikation, Rückgrat und Emotionale Intelligenz machen eine gute Führungspersönlichkeit aus“, erklärt Dr. Simon. Wer führt, muss klar kommunizieren, die Unternehmenswerte verkörpern, und die Bedürfnisse seiner Beschäftigten wahrnehmen können. „Dazu gehört echtes Interesse an den Mitarbeitenden. Aber man muss auch – und das ist vielen Führungskräften nicht bewusst – bei sich selbst beginnen.“ Was das heißt? Als Chef:in muss man genauso seine eigenen zeitlichen und mentalen Kapazitäten im Blick behalten. „Erst wenn ich mit mir selbst gut umgehe, kann ich auch andere gut behandeln“, sagt Dr. Simon.
Sind Home- und Mobile Office da eine Hürde?
Jede:r kommt je nach persönlicher Lebenssituation unterschiedlich gut mit der Homeoffice-Situation klar. Je nachdem, wie gut man sich selbst strukturieren und motivieren kann und wie viel Feedback sowie Unterstützung man braucht, ist auch das Bedürfnis nach Führung sehr individuell.
Trotzdem geht vielen Arbeitnehmenden der zwischenmenschliche Kontakt in Home- oder Mobile Office ab. Davon abgesehen sind manche Prozesse face to face viel leichter umzusetzen. „Gerade wenn es zum Beispiel um Teamentwicklung oder auch die Nachfolge in Familienunternehmen geht, laufen diese Prozesse oft nicht ganz konfliktfrei ab“, erklärt Dr. Simon. „So etwas lässt sich online nur sehr schwer lösen.“ Darum gibt sie drei Tipps, wie gesunde Führung in Zeiten von New Work gelingen kann.
Verbindung und Verbundenheit
Man muss gute Verbindungen herstellen. Das gilt nicht nur für den Internetzugang. „Leider neigen wir ja immer dazu, unsere Online-Termine sehr eng zu takten“, sagt Dr. Simon. „Das heißt, man hat ein Meeting, wo man in möglichst kurzer Zeit das Wichtigste bespricht, bevor es schon in den nächsten Termin oder Call geht. Aber vor allem als Führungskraft muss man sich die Zeit für seine Mitarbeitenden nehmen. Es reicht schon, das Meeting zehn Minuten früher zu beginnen und seine Beschäftigten zu fragen, wie es ihnen überhaupt geht.“ Dabei gilt vor allem eines: Kamera anschalten!
Regeln und Fokus
„Man muss Regeln für diese Online-Meetings aufstellen, was beispielsweise die Pünktlichkeit und die Agenda angeht“, erklärt Dr. Simon. Denn auch das Gespräch muss „gut geführt“ sein. Dabei hilft es, ein:e Moderator:in für das Meeting festzulegen. Außerdem sollte man dem Gegenüber seine volle Aufmerksamkeit schenken. Das bedeutet: keine Nebenbeschäftigungen wie nebenher Mails checken oder Chat-Nachrichten beantworten.
Emotionale Intelligenz und gesunde Führung
Online einzuschätzen, wie es den Mitarbeitenden besonders im Home- oder Mobile Office geht, erfordert eine hohe emotionale Feinfühligkeit und viel Empathie. Doch auch ein abwechslungsreicher Umgang mit Feedback-Tools, Stimmungsbarometern, Bildern und Eisbrecher-Fragen kann helfen. Gerade im digitalen Bereich gibt es vielseitige Möglichkeiten, wie die Mitarbeitenden unter anderem über Bilder Erschöpfung, Ärger, aber natürlich auch Freude ausdrücken können.
Besonders in großen Unternehmen müssen hier teaminterne Lösungen geschaffen werden, denn die Digitalisierung der Arbeit wird weiter voranschreiten. Ebenso wird der derzeitige Arbeitnehmer-Markt mehr Veränderungen im Gesundheitsbereich und auch bezüglich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit sich bringen.