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17.10.2023

Lazy-Girl-Jobs – Das steckt hinter dem TikTok-Trend

Seit seinem ersten Auftauchen auf Social Media-Plattformen im vergangenen Mai sorgt der Begriff der Lazy-Girl-Jobs für Aufsehen. Vor allem in den USA ist der TikTok-Trend in aller Munde und findet dabei keineswegs nur bei „faulen Mädchen“ Zuspruch. Aber was genau steckt hinter dem Phänomen? 

Was sind Lazy-Girl-Jobs? 

Ins Leben gerufen wurde der Begriff von der US-amerikanischen TikTokerin Gabrielle Judge, deren ursprüngliches Video mittlerweile mehrere Millionen Aufrufe vorweisen kann. Sprechen Influencer:innen von Lazy-Girl-Jobs, handelt es sich meistens um entspannte Bürojobs mit kurzen Arbeitszeiten und unkomplizierten Aufgabenbereichen, aber trotzdem hoher Bezahlung. Auch die Möglichkeit, von zuhause aus arbeiten zu können, spielt eine zentrale Rolle. Strenge Deadlines und Leistungsdruck haben bei Lazy-Girl-Jobs keinen Platz. Stattdessen stehen hier genügend Freizeit und weniger Arbeitsaufwand im Vordergrund. Solche Tätigkeiten sind beispielsweise häufig in der Verwaltung oder der Kundenbetreuung zu finden. 

Warum sind Lazy-Girl-Jobs so beliebt? 

Dass solche Jobs vor allem bei jungen Arbeitnehmenden gut ankommen, ist keine Überraschung: Immer mehr Menschen suchen aktiv nach Berufsfeldern, die ins Schema der Lazy-Girl-Jobs passen. Aber woran liegt das genau? Kritiker:innen des Trends sehen die Ursachen dieser Tendenz zu weniger Arbeit in der mangelnden Erziehung und Bequemlichkeit junger Menschen. Viele Expert:innen sagen aber etwas anderes: Die letzten Jahre waren von zahlreichen Krisen geprägt. Ob Corona-Pandemie, Ukrainekrieg oder Klimawandel – diese Ereignisse hinterlassen seelische Spuren bei uns. Das wirkt sich auch auf unsere Belastbarkeit im Job aus. Immer mehr Angestellte fangen an, ihrer physischen und mentalen Gesundheit einen höheren Stellenwert zu geben als der Leistung im Berufsleben.  

Die Lazy-Girl-Jobs sind dabei nur einer von zahlreichen Trends, die aus dieser Entwicklung hervorgegangen sind. So lässt sich bei weiteren Phänomenen der modernen Arbeitswelt, wie etwa dem Quiet Quitting oder dem Bare Minimum Monday, ein ähnliches Muster erkennen: Das eigene Wohlbefinden steht im Vordergrund. Leistung und der damit verbundene Druck sind Nebensache. 

Ein Aufruf zur Faulheit? 

Für viele Arbeitgebende mag dieser Trend auf den ersten Blick sicher alles andere als ansprechend klingen. Wer will schon faule Angestellte? Über das negative Image von Lazy-Girl-Jobs ist sich auch Erfinderin Gabrielle Judge im Klaren. Sie hat den Begriff bewusst gewählt, um zu provozieren. Ihre eigentliche Absicht hat jedoch wenig mit Faulheit zu tun. Vielmehr möchte sie sich von toxischer Arbeitskultur abgrenzen und Platz für einen Dialog schaffen, der in ihren Augen bitter nötig ist. Denn im Leben sollte sich nicht alles nur um den Job drehen, und dieser sollte auf gar keinen Fall negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Hinter Lazy-Girl-Jobs steckt also in Wirklichkeit gar kein Aufruf zur buchstäblichen Faulheit – die Work-Life-Balance solle nur derart großartig sein, dass man sich fast schon faul fühle, sagt Judge.  

Schluss mit Leistungsdruck bei Frauen 

Dass sich der Trend der Lazy-Girl-Jobs dabei wörtlich vor allem an junge Frauen richtet, ist ebenfalls kein Zufall. Denn Studien zufolge leiden Frauen noch deutlich mehr unter unrealistischen Erwartungen und Leistungsdruck im Arbeitsleben als ihre männlichen Kollegen. Das hängt unter anderem mit der „Gender Care Gap“ zusammen. Dieser Begriff bezeichnet die unterschiedliche Menge an zusätzlicher, unbezahlter Arbeit, die im Alltag verrichtet werden muss. Zu dieser sogenannten „Care Work“ gehören zum Beispiel Einkaufen, Tätigkeiten im Haushalt, die Pflege von Kindern oder Verwandten. Und diese Aufgaben fallen nach wie vor meist auf Frauen zurück. Somit sind sie auch deutlich anfälliger für chronischen Stress, Überarbeitung oder Burnout-Erkrankungen. 

Hinzukommen außerdem veraltete Rollenbilder und unrealistische Erwartungen, die sich nach wie vor durch unsere Gesellschaft ziehen. Die Folge dieser oft verinnerlichten Ansprüche ist bei zahlreichen Frauen ein Hang zu ungesunder Selbstkritik und Perfektionismus. Alldem möchte der Trend ebenfalls den Kampf ansagen – denn manchmal ist es völlig in Ordnung oder gar gesund, ein „lazy girl“ zu sein. 

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