24.05.2022
Mehr als Kuscheln: Zootierpfleger:in in Augsburg
Giraffen füttern, Tiger streicheln und mit Delfinen schwimmen. So oder so ähnlich stellen sich viele den Beruf der Zootierpfleger:innen vor. Tatsächlich geht es aber weniger um das Kuscheln mit exotischen Tieren, als um verantwortungsvolle Aufgaben. Dr. Barbara Jantschke ist seit 2002 Geschäftsführerin und Direktorin des Augsburger Zoos. Sie verrät, wie die Ausbildung in der Zootierpflege abläuft und welche Aufgaben hinter dem Traumberuf stecken.
Was sind die Aufgaben der Zootierpfleger:innen?
Dr. Barbara Jantschke: Einfach gesagt: 90 Prozent der Arbeit ist Dreck schaufeln. Als Zootierpfleger:in beschäftigt man sich viel mit dem Saubermachen und Reinigen der Gehege. Zu den Aufgaben gehören außerdem Futtermachen, Äste schneiden, Heu und Stroh abladen, aber auch das Schlachten von Futtertieren. Das sind dann zum Beispiel Kaninchen, Küken, Ziegen oder Schafe. Außerdem müssen Zootierpfleger:innen kleinere Eingriffe zum Wohlbefinden der Tiere durchführen, also beispielsweise Klauenschneiden, Schafe oder Alpakas scheren oder das Einfangen der Tiere zur medizinischen Behandlung. Es geht auch viel darum die Tiere zu beobachten, um zu sehen, wie es ihnen geht. Als Zootierpfleger:in hat man jedoch keinen direkten Kontakt zu den Tieren. Denn zum Ausmisten der Käfige werden die Tiere in der Regel weggesperrt. Es ist auf jeden Fall eine körperlich schwere Arbeit, bei der man zum Beispiel einen Schubkarren voll mit Mist und Stroh schiebt oder eine 16-Kilo-schwere Bananenkiste schleppt.
Welche Aufgaben sind am anspruchsvollsten?
Dr. Jantschke: Es gibt Reviere und Gehege, in denen nur bestimmte Tierpfleger:innen arbeiten. Damit zum Beispiel Robben auf ein bestimmtes Handzeichen reagieren, müssen die Tierpfleger:innen ein bestimmtes Training durchlaufen. Genauso ist es bei den Schimpansen. Um eine Verbindung zu den Tieren aufzubauen heißt es üben, üben, üben. Dafür gibt es aber auch Weiterbildungsmöglichkeiten wie Zusatzausbildungen oder die Meisterprüfung. Gerade der Berufsverband der Zootierpflege bietet immer wieder verschiedene Lehrgänge an.
Wie läuft die Ausbildung zum Zootierpfleger:in ab?
Dr. Jantschke: Die Ausbildung läuft eigentlich wie jede andere Ausbildung auch ab. Die Azubis arbeiten im Zoo und nehmen fünf bis sechs Mal im Jahr für etwa zwei bis drei Wochen am Blockunterricht in einer Berufsschule bei Ansbach teil. Dort gibt es auch ein Internat, in dem die Auszubildenden während der Theoriephase wohnen können. Grundsätzlich gibt es ja mehrere Unterabteilungen der Tierpfleger. Versuchstierpfleger, Heimtierpfleger und Zootierpfleger lernen bis zur ersten Zwischenprüfung aber den gleichen Unterrichtsstoff.
Wie stehen die Chancen einen Ausbildungsplatz im Zoo Augsburg zu bekommen?
Dr. Jantschke: Pro Jahr bekommen wir im Zoo Augsburg etwa 70 bis 100 Bewerbungen für unsere Ausbildungsplätze. Wir stellen jedoch nur ein bis zwei Azubis im Jahr ein. Was Interessierte wissen sollten: Ein vorheriges Praktikum im Zoo ist die Voraussetzung dafür, um als Auszubildende in der Zootierpflege angenommen zu werden. Man muss sich außerdem bewusst sein, dass die Chance als Zootierpfleger:in in Augsburg zu bleiben sehr gering ist. Es gibt in Augsburg ja nur einen Zoo, das heißt es muss die Bereitschaft da sein, seinen Lebensmittelpunkt auch in einer anderen Stadt zu finden. Nach der Ausbildung muss man sich dann vielleicht in Stuttgart, Berlin, Hamburg oder in anderen Städten bewerben.
Welche Eigenschaften und Fähigkeiten müssen Auszubildende für den Beruf mitbringen?
Dr. Jantschke: Das besondere an dem Beruf ist, dass man mit lebenden Geschöpfen arbeitet und mehr mit der Seele dabei ist als bei anderen Tätigkeiten. Tierpfleger:innen sind mit ihren Gedanken daher eigentlich immer bei den Tieren - auch außerhalb der Arbeitszeiten. Es kann manchmal deshalb emotional schwer sein, wenn ein Tier, das man schon lange kennt, stirbt oder eingeschläfert werden muss. Sowas muss man als Zootierpfleger:in dann verkraften können. Insgesamt sollten Azubis vor allem ein Interesse für Tiere aufbringen und dürfen außerdem nicht zu schüchtern sein. Denn Führungen und kommentierte Fütterungen vor bis zu 100 Leuten gehören auch zu dem Beruf dazu. Als Fachexpert:innen müssen wir den Besucher:innen viele Fragen beantworten und unser Wissen vermitteln können.
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