23.06.2023
Positive Leadership: Interview mit Norbert Heining
Was macht uns glücklich? Was schenkt uns Zufriedenheit und Freude? Diese Fragen treiben – gerade im Zusammenhang mit dem Arbeitsleben – nicht nur die GenZ um, sondern bilden wichtige Forschungsfelder der Positiven Psychologie.
Norbert Heining ist Experte für Positive Leadership sowie Gesellschafter und Geschäftsleiter im SAM HR Kompetenzcenter. Der Diplom-Psychologe besitzt langjährige Erfahrung im HR-Management und beschäftigt sich damit, wie sich moderne Arbeitswelten mithilfe der Erkenntnisse aus der Positiven Psychologie weiterentwickeln lassen. Einer der am häufigsten angewandten Ansätze dabei ist Positive Leadership.
Was ist Positive Leadership?
„Es hat nichts mit zwanghaftem positivem Denken zu tun“, beginnt Heining. „Oder damit, auf der Arbeit immer nur happy sein zu müssen. Es geht vielmehr darum, eine Arbeitswelt zu schaffen, in der Menschen ihre Potenziale entwickeln und nutzen können.“
Positive Leadership ist ein moderner und innovativer Führungsstil, der in den letzten Jahren in immer mehr Unternehmen eingesetzt wird. Er basiert auf dem PERMA-Modell der Positiven Psychologie, das Prof. Martin Seligman entwickelt hat, einer der weltweit renommiertesten Forscher auf diesem Gebiet. Dr. Markus Ebner von der Universität Wien hat das Konzept dann erfolgreich auf die Führung übertragen. Dadurch lassen sich unter anderem Erfolg, Motivation und Mitarbeiterzufriedenheit steigern.
Wofür steht PERMA-Lead®?
- P – Positive Emotions: Es geht darum, Mitarbeitende so zu führen, dass sie gerne tun, was sie tun. Im Arbeitsumfeld sollen positive Emotionen entstehen können. Für Führungskräfte heißt das beispielsweise konkret: Verantwortung für die Stimmung zu übernehmen, die sie in ihr Team bringen!
- E – Engagement: Wer die Stärken seiner Fachkräfte weiter ausbaut und deren Aufgaben entsprechend verteilt, erreicht mehr Engagement. Statt sich nur mit den Schwächen zu beschäftigen, führt ein Stärkenorientierung zu deutlich größeren Erfolgen.
- R – Relationships: Positive Beziehungen untereinander führen zu einer besseren Zusammenarbeit, zu mehr gegenseitiger Unterstützung und dem Teilen von Informationen. Führungskräfte haben hierauf einen großen Einfluss. Sie können zum Beispiel das Wir-Gefühl nachhaltig stärken und für einen wertschätzenden Umgang sorgen.
- M – Meaning: Je sinnstiftender die Arbeit, desto höher die intrinsische Motivation. Führungskräfte sollten sich auch bei laufendem Tageschgeschäft die Zeit nehmen, den Mitarbeitenden das Warum hinter ihren Entscheidungen begreiflich zu machen.
- A – Accomplishment: Es ist wichtig, Erfolge zu feiern. Das gilt ebenso für das Erreichen kleinerer Teil- oder Wochenziele. Es hilft zum Beispiel, sich gleich am Anfang eines Meetings vor Augen zu führen, was man geleistet hat. Dadurch entstehen Optimismus und Energie für die weiteren Projekte.
Positive Leadership ist messbar
Gute und gesunde Führung ist ein entscheidender Erfolgsfaktor. „Das Spannende am Positive Leadership ist, dass das Ganze aus der Wissenschaft kommt und wissenschaftlich evaluiert wird“, erklärt Heining. „Es ist durch Zahlen belegbar, dass dadurch die Krankenquote besser wird, Jobwechsel seltener auftreten und – für Unternehmer natürlich ebenfalls interessant – die Umsätze höher ausfallen.“
Sind in Firmen PERMA-Leader eingesetzt, verbessert sich nachweislich die Schlafqualität der Mitarbeitenden, die individuelle Stressbelastung und Burnout-Gefährdung nehmen ab. Es kommt insgesamt zu mehr Arbeitszufriedenheit und Frustrationstoleranz. Das gilt auch für die Führungskräfte selbst: Diese zeigen mehr Resilienz und verspüren mehr Leichtigkeit und Freude beim Führen.
In Zukunft wird die Positive Psychologie im Bereich Ausbildung ebenfalls relevanter werden. Norbert Heining zeigt Führungskräften in seinen Workshops, wie sie Positive Leadership für sich nutzbar machen. Er coacht Führungskräfte und begleitet Unternehmen, die das Konzept bei sich einführen möchten.