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20.09.2023

Urlaub nehmen auf Vertrauensbasis – Risiko oder Chance?

Urlaub nehmen, so viel man will: Davon träumen viele Beschäftigte. Mit dem Modell des Vertrauensurlaubs sollen Arbeitnehmende, ähnlich wie bei der Vertrauensarbeitszeit, von viel Freiraum und wenig Einschränkungen profitieren. Vorreiter des Modells sind junge Unternehmen mit Start-up-Kultur wie beispielsweise das US-amerikanische Medienunternehmen „Netflix“. Aber auch in Deutschland ist die Tendenz der Unternehmen, die mit Vertrauensurlaub werben, steigend. Doch lässt sich das Modell wirklich in eine Unternehmenskultur integrieren oder ist der Traum der unlimitierten Urlaubszeit mehr Schein als Sein?

Was sind die Chancen des Vertrauensurlaubs?

Wer auf dem Arbeitskräftemarkt erfolgreich sein will, muss attraktive Anreize setzen. Mit dem Konzept des Vertrauensurlaubs haben Angestellte die Möglichkeit, jedes Jahr selbst zu bestimmen, wie viele Tage sie Urlaub nehmen möchten. Das Prinzip beruht auf der Annahme, dass sich Beschäftigte durch das entgegengebrachte Vertrauen mehr wertgeschätzt fühlen und dadurch bei ihrer Arbeit motivierter sind. Außerdem sollen die Beschäftigten durch die selbstgewählte Freizeit erholter und ausgeglichener am Arbeitsplatz agieren. Befürworter des Vertrauensurlaubs sehen in diesem Modell einen attraktiven Aspekt zur Gewinnung neuer Arbeitskräfte und die Stärkung der Mitarbeiterbindung.

Selbstbestimmt Urlaub nehmen – gibt es Risiken?

Wenn Arbeitnehmende ihre Urlaubszeiten selbst bestimmen, bedeutet dies nicht nur mehr Wertschätzung, sondern auch mehr Vertrauen von Seiten des Arbeitgebenden. Aber mehr Verantwortung geht nicht immer mit mehr Motivation der Beschäftigten einher. Denn nicht jede:r besitzt die Kompetenz und das Verantwortungsgefühl, den Urlaub selbstbestimmt und nach Belieben einzuteilen. Letztendlich bedeutet der Vertrauensurlaub auch eine Verschiebung der administrativen Aufgaben vom Arbeitgebenden auf die Beschäftigen.

Hier liegt es bei den Mitarbeitenden, sich untereinander abzusprechen und Aufgaben sowie Termine sinnvoll zu koordinieren. Eine umfassende Kommunikation spielt dabei eine große Rolle. Führungskräfte sollten sich deshalb genau überlegen, ob die Beschäftigten ihren Urlaub wirklich selbstbestimmt nehmen dürfen, oder die Geschäftsführung im Zweifel immer das letzte Wort hat.

Was müssen Arbeitgebende rechtlich beachten?

Damit sich Angestellte ihren Urlaub auf Vertrauensbasis nehmen können, sind klare Rahmenbedingungen besonders wichtig. Hier sollten Arbeitgebende unbedingt die rechtlichen Rahmenbedingungen im Blick behalten. Es könnte zum Beispiel der Fall vorkommen, dass Beschäftigte zu viel Urlaub nehmen oder zu wenig. Das Bundesurlaubsgesetz legt fest, dass die Arbeitnehmenden auch bei einem Vertrauensurlaubsmodell ihren Mindestanspruch auf jeden Fall wahrnehmen müssen. Wer den Urlaub auf Vertrauensbasis einführen möchte, sollte sich daher im Vorhinein gut überlegen, ob das Prinzip in die Unternehmenskultur passt und sich mit dem Betriebsalltag vereinbaren lässt.

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