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Bunte Graphik mit Frau in Bürokleidung neben einem großen Kalender. Von den sieben Wochentagen sind drei mit roten Kreuzen versehen, während vier Tage in der Mitte frei bleiben - passend zur Vier-Tage-Woche.(C) Vadym, stock.adobe.com

18.11.2025 Fiona Wiedemann

4-Tage-Woche: So macht sich der Trend in der Praxis

Im vergangenen Jahr war sie in der Arbeitswelt der Trend schlechthin: Die Vier-Tage-Woche. Mit nur vier statt fünf oder sechs Arbeitstagen sollte dieses Konzept Beschäftigten den Wunsch nach mehr Flexibilität und einer besseren Work-Life-Balance erfüllen. Während viele Betriebe sich offen für diese Idee zeigten, gab es jedoch auch skeptische Stimmen, die ihr Unternehmen dafür als ungeeignet erachteten. Wie sieht es jetzt, ein Jahr und mehrere Pilotstudien und Praxis-Experimente später, aus? Welche Firmen und Bedingungen eignen sich für die erfolgreiche Umsetzung einer Vier-Tage-Woche – und welche eher nicht?

Auf diese Faktoren kommt es an

Eine kürzere Arbeitswoche klingt natürlich erstmal traumhaft. Trotzdem dürfen auch die Arbeitsaufgaben und betrieblichen Anforderungen nicht zu kurz kommen. Damit die Vier-Tage-Woche auch wirklich funktionieren kann, müssen sich Führungskräfte im Voraus Gedanken machen, wie sich diese neuen Regelungen am besten mit ihrem Betrieb vereinbaren lassen. Dabei müssen sie folgende Punkte berücksichtigen:

  • Welche betrieblichen Anforderungen müssen erfüllt werden?
  • Aus wie vielen Personen besteht das Team?
  • Wie verteilen sich die anfallenden Aufgaben über einen Tag, eine Woche, einen Monat?
  • Gibt es bestimmte Aufgaben, bei denen im Personal spezielle Fähigkeiten/Kenntnisse gefragt sind?
  • Gibt es Tage/Termine, an denen das gesamte Team vor Ort sein muss?
  • Welche Wünsche und Anliegen sind den Mitarbeitenden besonders wichtig?

Ausgehend von diesen Fragen können mögliche Arbeitszeitmodelle entstehen, die möglichst alle diese Punkte in Betracht ziehen.

So erfolgreich kann die Vier-Tage-Woche sein

Genug von der Theorie – wie kann die Vier-Tage-woche in der Praxis aussehen? Das stellt zum Beispiel die Firma Finnholz unter Beweis. Sie hat sich im vergangenen Jahr bereiterklärt, an einer Studie der Universität Münster teilzunehmen und in diesem Rahmen die Vier-Tage-Woche zu testen. Seitdem hat das Holzindustrieunternehmen den Freitag offiziell zum „Frei-Tag“ erklärt und die Arbeitszeit von 60 auf 40 Stunden reduziert. Das Gehalt bleibt dabei für alle gleich.

Auch nach der abgeschlossenen Testphase hat die Firma dieses Modell beibehalten. Das Ergebnis? Seit dieser Umstellung konnte das Unternehmen mehrere neue Mitarbeitende für sich gewinnen. Somit zeigt sich, wie positiv sich die Vier-Tage-Woche auf die Anwerbung von Arbeitskräften auswirken kann. Das Stresslevel im Team ist ebenfalls gesunken. Trotzdem sind die Arbeitstage von Montag bis Donnerstag durch die längeren Arbeitszeiten insgesamt anstrengender geworden – aber die Vorfreude auf neu gewonnenen freien Tag gleicht dies wieder aus.

Das Architekturbüro „Planwerkstatt“ nahm 2024 ebenfalls an der Studie teil. Auch dieser Betrieb entschloss sich dazu, die Vier-Tage-Woche weiterhin umzusetzen – ebenfalls mit dem Freitag als zusätzlichen arbeitsfreien Tag. Prinzipiell verbucht das Unternehmen dieses neue System als Erfolg. Allerdings kann es vorkommen, dass das Team seine Arbeitszeiten je nach Workload individuell anpassen muss. Ist zum Beispiel gerade viel zu tun, muss manchmal auch freitags gearbeitet werden. Dafür dürfen sich die Mitarbeitenden aber an einem anderen Tag ihrer Wahl freinehmen.

Diese Grenzen birgt die Vier-Tage-Woche

Dass nicht jedes Unternehmen gleichermaßen für die Vier-Tage-Woche geeignet ist, beweist das Reisebüro Kootstra. Dieser Betrieb war ebenfalls Teil der Studie, entschloss sich im Anschluss aber dazu, wieder zu seinem alten Arbeitszeitenmodell von fünf Tagen zurückzukehren. Der Grund: Das kleine Unternehmen besteht insgesamt nur aus sieben Mitarbeitenden. Das Team wollte aber trotz Vier-Tage-Woche weiterhin für die Kundschaft erreichbar bleiben. Deshalb arbeitete ein Teil von Montag bis Donnerstag, während der Rest von Dienstag bis Freitag ins Büro kam. Das Problem: Viele Kund:innen buchen ihre Reisen gerne am Wochenende, sodass am Montag oft eine Flut an E-Mails auf die Mitarbeitenden wartet. Ist nur die halbe Besetzung im Büro, kommt schnell zusätzlicher Stress auf. Somit rentiert sich die Umstellung auf nur vier Tage langfristig nicht für die Firma.

Das Fazit: Ob die Vier-Tage-Woche wirklich umsetzbar ist, hängt ganz vom Betrieb ab. Während sie für das eine Unternehmen ein voller Erfolg ist, stößt das andere vielleicht an seine Grenzen. Trotzdem lohnt es sich, offen für neue Arbeitsmodelle zu sein. Denn nur durch Ausprobieren lässt sich zu 100 Prozent sagen, was für den eigenen Betrieb die beste Methode ist.

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