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Heiß

16.08.2023 Augsburger Allgemeine

Arbeiten im deutschen Sommer: Hitzefrei, Siesta und mehr?

Der Sommer ist da! Und mit ihm ist das Schwitzen vorprogrammiert, denn Temperaturen über 30 Grad sind auch in Deutschlandlange keine Seltenheit mehr. Doch damit nicht genug: Meteorolog:innen warnenim Rahmen des Klimawandels in den kommenden Jahre vor starken Hitzewellen . Das bleibt für die Arbeitswelt nicht ohne Folgen, denn unter solchen Bedingungen ist die Büroarbeit mit großen Anstrengungen verbunden. Doch wie geht man im Berufsleben damit um? Bei der Arbeit im Sommer sollten sowohl Beschäftigte als auch Arbeitgebende einiges zu beachten.

Arbeit bei Hitze: Diese Regelungen gibt es

Was offizielle gesetzliche Regelungen bezüglich Arbeit bei Hitze angeht, gibt es hierzulande noch keine klaren Vorschriften. Laut der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) gibt es eine festgelegte Richtlinie, die eine „gesundheitlich zuträgliche Raumtemperatur“ vorschreibt. Das bedeutet: Die Temperatur im Büro sollte die 26-Grad-Marke nicht überschreiten. Besitzt ein Raum eine Temperatur von über 35 Grad, ist er für die Arbeit ungeeignet. Damit das nicht passiert, werden Arbeitgeber:innen dazu angehalten, passende Maßnahmen zu ergreifen. Dazu gehören beispielsweise genügend Sonnenschutz, flexiblere Arbeitszeiten, eine Lockerung des Dresscodes sowieVentilatoren und Klimaanlagen im Büro. Ab 30 Grad Celsius wird den Arbeitgebenden empfohlen, genügend Getränke für ihre Mitarbeiter:innen bereitzustellen. Werden keine solchen Vorkehrungen getroffen, können Beschäftigte den Betriebsrat einschalten. Trotzdem handelt es sich hierbei um Richtlinien und nicht um offizielle Gesetzesvorgaben.

Hitzefrei im Büro?

In Deutschland gibt es aktuell keine gesetzliche Regelung für Hitzefrei im Büro – auch nicht bei über 35 Grad. Wer sich kreislaufbedingt nicht imstande fühlt, bei einer solchen Hitze zu arbeiten, der muss sich krankmelden. Eine Ausnahme gibt es im Falle einer Schwangerschaft oder schweren Krankheit – dann haben Betroffene die Möglichkeit, sich bei nicht eingehaltenen Hitzemaßnahmen von der Arbeit freizustellen, werden aber weiterhin bezahlt.

Aber wie sieht das Ganze im Homeoffice aus? Auch hier gibt es bis jetzt noch keine gesetzliche Vorschrift, die ab bestimmten Temperaturen greift. In den meisten Betrieben, die ihren Angestellten Homeoffice bieten, ist dies dennoch auch bei Hitze möglich. Ist dies im Arbeitsvertrag vereinbart, greifen die Temperaturvorschriften der Arbeitsstättenverordnung erst einmal nicht. Damit sind Arbeitnehmer:innen im Homeoffice also selbst dafür verantwortlich, sich ausreichend vor der Hitze zu schützen.

Arbeiten im Freibad?

Bedeutet das, man kann sein Homeoffice im Sommer auch ins Freibad oder an den See verlegen? Grundsätzlich ja. Bei einer vertraglichen Vereinbarung kann Homeoffice im Prinzip überall ausgeübt werden. Die Voraussetzung: Beschäftigte müssen in der Lage sein ihre anstehenden Aufgaben ohne Probleme erledigen. Geht das auch im Freibad, spricht nichts dagegen. In diesem Fall sind sie allerdings selbst verantwortlich dafür, sich ausreichend zu konzentrieren, eine Internetverbindung sicherzustellen und interne Daten vor Fremdeinsicht zu bewahren. Das Gleiche gilt natürlich auch vor den Schutz vor Sonne und Hitze. Bei regelmäßiger Arbeit im Freien, zum Beispiel in der Baubranche, ist es wiederum die Aufgabe der Arbeitgebenden, im Sommer für genügend Sicherheit zu sorgen. Mögliche Maßnahmen sind etwa Sonnenschirme und Sonnensegel, Unterstellmöglichkeiten für Pausenzeiten, UV-absorbierende Abdeckungen, frühere Arbeitszeiten oder das Bereitstellen von Sonnencreme und Sonnenbrillen.

Siesta für den Sommer – Bald auch in Deutschland?

Nicht nur das Thema Hitzefrei ist in aller Munde – auch die Frage nach einer offiziellen Siesta für die Arbeit im Sommer wird immer lauter. In südlichen Ländern wie Spanien, Italien oder Griechenland ist diese Pflicht-Mittagsruhe schon seit Jahren Teil des Alltags. Das bedeutet: Beschäftige fangen früher an, produktiv zu arbeiten, und weichen der Mittagshitze mit einer verlängerten Pause aus. Können wir bei weiter steigenden Temperaturen künftig auch in Deutschland mit einer solchen Regelung rechnen? Neben einigen Arbeitsrechtler:innen sprechen sich auch viele deutsche Ärzt:innen dafür aus. Belastung bei starker Hitze schadet nicht nur der Gesundheit, sondern wirkt sich auch negativ auf die Arbeitsleistung aus. Auch fehlende Abkühlung und mangelnder Schlaf in der Nacht beeinflussen die Produktivität negativ. Demnach bringt die Einführung einer Siesta auch einige Vorteile für Arbeitgeber:innen mit sich. Trotzdem finden sich auch Gegenstimmen, etwa bei Verband der Familienunternehmer. Ob sich diese Idee in Zukunft durchsetzen kann, wird sich zeigen.

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