
27.08.2025 ● Janika Schneider
Aktuelle Studie: Wie wichtig ist Familienfreundlichkeit in Stellenanzeigen?
Die Attraktivität einer Stellenanzeige wird durch verschieden Punkte bestimmt, wie zum Beispiel durch angebotene Benefits oder die herrschende Arbeitskultur. Darüber hinaus spielt es auch eine Rolle, wie familienfreundlich der potenzielle neue Arbeitsplatz ist. Eine aktuelle Analyse des Jobmonitors der Bertelsmann Stiftung zeigt jedoch, dass die wenigsten Anzeigen mit Familienfreundlichkeit werben. Und wenn dieser Aspekt doch einmal auftaucht, dann hauptsächlich in frauendominierten Berufsfeldern.
Was bedeutet “familienfreundlich”?
Einen Arbeitsplatz familienfreundlich zu gestalten, beinhaltet viel mehr als nur die Möglichkeit, Überstunden abbauen oder gelegentlich im Homeoffice arbeiten zu können. Stattdessen versteht man darunter verschiedene Maßnahmen, die Arbeitnehmern dabei helfen sollen, Beruf und Familie miteinander zu vereinen. Solche Angebote erscheinen aber nur in 16,4 Prozent der Stellenanzeigen.
Die Studie hat ausgeschriebene Jobanzeigen auf verschiedene Aspekte untersucht, die den Bewerbern einerseits angeboten und andererseits von ihnen erwartet werden. Hierzu zählen:
Zeitsouveränität
Flexible und gestaltbare Arbeitszeiten: Bewerber können ihre Arbeitszeit an die persönliche Lebenssituation anpassen, etwa durch Gleitzeit oder die Möglichkeit, Beginn und Ende des Arbeitstags flexibel zu wählen.
Wahl des Arbeitsumfangs: Es besteht die Option, zwischen Vollzeit, Teilzeit oder individuell vereinbarten Arbeitsmodellen zu wählen.
Planbarkeit und Verlässlichkeit: Trotz Flexibilität wird auf eine klare und frühzeitige Planung geachtet, sodass Mitarbeiter ihre privaten Termine und Verpflichtungen gut mit dem Job vereinbaren können.
Jobsharing: Zwei Personen teilen sich eine Stelle und können Arbeitszeiten und Aufgaben so aufeinander abstimmen, dass Beruf und Privatleben optimal in Einklang gebracht werden.
Familienfreundlichkeit
Unterstützung bei Kinderbetreuung: Das Unternehmen unterstützt durch Zuschüsse, Kooperationen mit Kitas oder bei der Organisation von Betreuungsangeboten, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern.
Familiäre und anlassbezogene Freistellung: Bei besonderen familiären Ereignissen (z. B. Geburt, Hochzeit, Pflegefälle) oder kurzfristigen Notfällen gibt es unkomplizierte Freistellungsmöglichkeiten.
Wohnortnahe Einsätze: Wo möglich, werden Arbeitsorte so geplant, dass die Wegezeiten gering bleiben. Das reduziert Pendelstress und schafft mehr Zeit für Familie und Freizeit.
Anforderungen an die Arbeitszeit
Zeitliche Verfügbarkeit: Bewerber sollten bereit sein, sich innerhalb der vereinbarten Rahmenzeiten flexibel einzubringen und die notwendige Arbeitszeit zuverlässig zu leisten.
Schichtdienst: In bestimmten Positionen kann die Arbeit im Schichtsystem erforderlich sein. Das bedeutet, dass auch Einsätze am frühen Morgen, späten Abend oder gelegentlich am Wochenende möglich sind.
Mobilitätsanforderungen
Räumliche Verfügbarkeit: Bewerber sollten bereit sein, ihre Tätigkeit sowohl am Unternehmensstandort als auch an wechselnden Einsatzorten auszuüben. Dazu gehört die Bereitschaft zu gelegentlichen Dienstreisen, etwa für Projekte, Kundentermine oder interne Abstimmungen. Eine gewisse Flexibilität in Bezug auf Arbeitsorte wird vorausgesetzt.
Unterschiede zwischen frauen- und männerdominierten Berufen
Auf oben genannte Aspekte hin wurden verschiedene Online-Stellenanzeigen aus dem Jahr 2024 ausgewertet sowie frauen- und männerdominierte Berufe miteinander verglichen. Es zeigen sich deutliche Unterschiede. In frauendominierten Berufen wird die Zeitsouveränität deutlich häufiger angegeben (Bsp.: 70,2% Steuerberatung – Fachkraft) als in männerdominierten Berufsfeldern. Hier beläuft sich der höchste Wert gerade einmal auf 53,4 Prozent (Experte in der Softwareentwicklung). Im Gegensatz dazu beträgt der Höchstwert in Bezug auf die Familienfreundlichkeit gerade einmal auf 33,6 Prozent – und dies auch nur in frauendominierten Berufen.
Auf der anderen Seite sind flexible Modelle in typischen Männerberufen deutlich seltener gegeben, während Anforderungen wie Schichtdienst oder Mobilität überwiegen. Der Höchstwert für Mobilitätsanforderungen in männerdominierten Branchen beläuft sich auf 42 Prozent, während dieser in frauendominierten Berufen höchstens 7,1 Prozent beträgt. Dies erschwert es Frauen umso mehr, in männerdominierte Berufsfelder einzusteigen.
Warum man Familienfreundlichkeit unbedingt kommunizieren sollte
Die Studie zeigt, dass Stellenanzeigen – vor allem in männerdominierten Branchen – familienfreundlicher werden müssen. Denn so haben Frauen und Männer gleichermaßen die Möglichkeit, Karriere und Privatleben zu vereinbaren. Dies ist essenziell für eine geschlechtergerechte Arbeitswelt.
Auch Unternehmen können davon profitieren, denn familienfreundliche Angebote verheißen eine wertschätzende Unternehmenskultur. Gerade junge Generationen legen großen Wert auf eine Work-Life-Balance. Wer hier Transparenz zeigt, erhöht seine Chancen, passende Fachkräfte zu gewinnen sowie diese auch langfristig zu halten.